Der Monat im Rückblick: Februar 2023

u.a.
Ukraine | Wahlen | Energie | Handel | FTX/Twitter
und eine “Good News”-Sektion


(insgesamt 12 Minuten Lesezeit)

Der Blitzüberblick_

Die wichtigsten Themen im Februar:

  • Viele diplomatische Manöver rund um den Jahrestag des Ukrainekriegs
  • Die Inflation bleibt das Megathema in der Wirtschaft
  • Die Energiekrise verliert sich ein wenig aus der öffentlichen Aufmerksamkeit
  • Chatbots dominieren die Schlagzeilen

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine_

(1 Minute Lesezeit)

Turbovariante: Lagerdiplomatie, Waffenlieferungsverdacht und Moldau im Strudel.

Am 24. Februar jährte sich der Angriffskrieg. Drumherum gab es viel diplomatisches Manövrieren:

  • Russland erlitt eine Niederlage bei einer UN-Resolution, in welcher 141 Staaten die Invasion verurteilten. 
  • China veröffentlichte einen (vagen) Friedensplan, um sich als Mediator zu etablieren – und wohl auch, um den Westen unter Druck zu setzen.
  • Präsident Zelensky kündigte an, sich mit Chinas Präsident Xi treffen zu wollen.
  • Zudem führte er eine Europareise durch und erhielt im Gegenzug hochrangigen Besuch von Bundesverteidigungsminister Pistorius und, besonders wichtig, US-Präsident Biden.
  • In Moskau war wiederum zeitgleich Chinas Außenminister Wang Yi zugegen; offenbar wird ein Xi-Besuch geplant.
  • Laut den USA erwägt China, Militärgüter an Russland zu liefern. Washington prüfe, ob es entsprechende Geheimdienstinformationen offenlegen möchte.
  • Die Republik Moldau wird in den Konflikt gezogen: Die prowestliche Sandu-Regierung beklagt einen “Psychokrieg” durch Moskau zur Destabilisierung des Landes; sprach zeitweise gar von einem geplanten Putschversuch.

Und was passiert militärisch?

  • Russland intensiviert seine Offensivbemühungen gegen den Donbass; die Frontstadt Bakhmut gerät unter Druck. Parallel deutet es Angriffe im Norden, Nordosten und bei Transnistrien an, bislang ohne Konsequenz.
  • Erste Panzerlieferungen an die Ukraine laufen an, doch parallel diskutieren die NATO-Staaten noch, wer überhaupt alles liefern kann. Die Kampfjet-Diskussion bleibt bislang minimal.

Op-ed: What the West Must Now Do to Help Ukraine Win the War 
– Institute for the Study of War/TIME

The Bloody Battle For Bakhmut Offers A Possible Preview Of How Year Two Of The Ukraine War Will Go – Forbes

Was passiert im politischen Deutschland?_

(30 Sekunden Lesezeit)

Turbovariante: Berlin hat gewählt, die AfD feiert und ein Flüchtlingsgipfel bringt wenig.

Bei der Berlin-Wahl erlebte die CDU einen Erdrutschsieg (+10 Prozentpunkte mehr als 2021!), welcher nur dadurch geschmälert wird, dass SPDGrüne und Linke ihre selbst in den eigenen Reihen kaum noch geliebte Koalition fortführen könnten. Mehrere Sondierungen laufen derzeit.

Die AfD feierte ihren zehnjährigen Geburtstag und bekam vom Verfassungsgericht einen Erfolg im Rechtsstreit um Stiftungsgelder als Geschenk. Der Bundestag wird nun ein Gesetz aufstellen müssen, welches regelt, wie politische Stiftungen finanziert werden. Ein wichtiger Erfolg für die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung, welche noch kein öffentliches Geld erhält.

Seit einigen Monaten steht die Migrationspolitik erneut im Fokus. Ein erster Flüchtlingsgipfel brachte allerdings keine konkreten Beschlüsse; Landkreise und Kommunen fühlen sich weiterhin bei Unterbringung und Versorgung überfordert.

Woher Flüchtlinge nach Deutschland kommen – die wichtigsten Fakten in elf Grafiken – Handelsblatt

(Mehr in der Rubrik “Wirtschaft in Deutschland”)

Innenpolitik in aller Welt_

(1,5 Minuten Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Erdbeben in der Türkei und Syrien, Instabilität in Großbritannien, viel Ärger in Israel.

Türkei und Syrien

Mehrere schwere Erdbeben erschütterten die südöstliche Türkei und das nördliche Syrien. Mindestens 51.000 Tote sind bereits bestätigt, doch die Zahl dürfte noch ansteigen. Die größte Erdbebenkatastrophe der Region seit 1939 wird gerade in der Türkei politische Auswirkungen haben, denn im Mai soll gewählt werden. Die Erdogan-Regierung geht nun gegen Journalisten und kritische Berichterstattung vor.

Turkish journalists detained over earthquake reports – BBC

Großbritannien

In Schottland ist Regierungschefin Nicola Sturgeon nach über acht Jahren zurückgetreten. Für die Pro-Unabhängigkeit-Partei SNP beginnt damit ein neues Kapitel. Weiter südlich, in London, streitet sich Premier Rishi Sunak derweil mit seiner eigenen Partei: Seine Regierung treibt ein Abkommen mit der EU voran, welches den langen Nordirlandstreit – schon von der Johnson-Regierung geerbt – beenden soll, doch die Brexit-Hardliner unter den Tories drohen mit parlamentarischer Rebellion. Dennoch: Schon am Montag könnte der Deal präsentiert werden.

What the SNP leadership race says about the party’s post-Sturgeon future – Open Democracy

NI Protocol: UK and EU appear to be on brink of new Brexit deal – BBC

Israel

Die hochkontroverse Justizreform im Land hat die erste von drei parlamentarischen Hürden genommen. Auch die Massenproteste dagegen halten an, denn Kritiker befürchten eine gravierende Schwächung der Justiz. Immerhin anderswo Deeskalation: Verhandlungen mit den USA haben dazu geführt, dass Israel seinen geplanten Siedlungsausbau pausiert.

Judicial reform has become Israel’s watershed moment – Jerusalem Post

Polen und die EU

Die EU-Kommission verklagt das polnische Verfassungsgericht, da es das polnische Gesetz über das EU-Recht stellen wollte – und zudem gar nicht verfassungsgetreu aufgestellt sei. Es ist die nächste Eskalation in einem jahrelangen Streit zwischen Brüssel und Warschau.

Commission sues Poland over court challenge to primacy of EU law – Euractiv

Das Wichtigste aus der Außenpolitik_

(1 Minute Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: China, China, China – und viele Staaten, die keine Lust darauf haben.

Bündnistanz im Indopazifik

Viel Bewegung in einer “Anti-China-Allianz” im Indopazifik: Die Philippinen geben den USA Zugang zu ihren Militärbasen und vertiefen die Sicherheitskooperation mit Japan; zwischen den drei Nationen und Südkorea liefen bilaterale, teils trilaterale Militärübungen. Die USA stocken ihre Militärpräsenz auf Taiwan deutlich auf, womöglich ums sechsfache, auf bis zu 200 Soldaten. Ziel all dieser Manöver ist selbstverständlich die Eindämmung der chinesischen Außenpolitik.

Wer hat Angst vor’m Ballon?

China und die USA standen auch anderweitig im Fokus: Ein Streit um mutmaßliche Spionageballons hatte in der Substanz wenig zu bieten (selbstverständlich spionieren sich beide Staaten aus), doch war ein Fingerzeig auf das zerrüttete, antagonistische Verhältnis. Kaum überraschend, dass ein Besuch von US-Außenminister Blinken kassiert wurde.

Chinese balloon part of vast aerial surveillance program, U.S. says – Washington Post

Honorable mentions: Auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dem alljährlichen Mekka für Außen- und Sicherheitspolitik, ging es dieses Jahr im weitesten Sinne um den Ukrainekrieg, konkreter aber um die Fragen von Munitionsproduktion und Interoperabilität verschiedener NATO-Waffensysteme.

Viele schnelle Good News_

(1,5 Minuten Lesezeit)

Politik

  • Nicaragua lässt fast sämtliche politische Gefangenen frei. Das erwirkten die USA, in welche die Oppositionspolitiker und Aktivisten im Anschluss geflogen wurden.
  • Spanien und Marokko verbessern angespannte Beziehungen. Beide Länder erhoffen sich entlang Themen wie Migration, Handel und Energie eine nützliche Zusammenarbeit.
  • Kosovo akzeptiert einen EU-Friedensdeal mit Serbien. Der lange Streit zwischen den beiden Balkanstaaten steht damit zwar noch nicht vor dem Ende (erstens muss Belgrad noch folgen, zweitens halten die Einigungen meist nicht lange), doch es ist ein positives Signal.
  • Oman öffnet seinen Luftraum für Israel. Es ist der nächste Schritt in der langsamen, doch seit 2020 beachtlichen Annäherung zwischen den arabischen Golfstaaten und Israel.
  • Ein mexikanischer Ex-Sicherheitsminister wurde wegen eines Pakts mit Drogenbanden verurteilt. Genaro Lunas Verurteilung in den USA verschärft für mexikanische Behörden die Gefahren von korruptem Verhalten.

Wirtschaft

  • Der Brexit-Streit zwischen Großbritannien und der EU – genauer rund um das Nordirland-Protokoll – könnte kurz vor dem Ende stehen; eine Einigung zeichnet sich ab.
  • Die Eurozone könnte eine vormals für sicher geglaubte Rezession 2023 vermeiden, insbesondere dank der Entspannung in der Energiekrise.

Gesellschaft

  • Rauschtrinken bei deutschen Jugendlichen geht zurück. 2021 mussten 41% weniger Jugendliche als noch 2019 im Krankenhaus behandelt werden.
  • Südkorea: Gericht erkennt erstmals homosexuelle Paare rechtlich an. Das geschah quasi nebenher in einem Verfahren rund um Versicherungsfragen, doch ist ein großer Schritt für homosexuelle Südkoreaner.

Forschung und Innovation

  • Eine weitere spannende Forschungsrichtung bei der Pille für den Mann: In Tests mit Mäusen konnte ein völlig nicht-hormonelles Mittel Spermien “betäuben“.
  • BioNTech startet in Kürze klinische Studien in Großbritannien für mRNA-Impfstoffe gegen diverse Krebsarten. Bis 2030 will die Firma eine breite Kommerzialisierung erreichen. 
  • Eine neue Studie rund um sogenannte ecDNA könnte Hinweise darauf bieten, wie Krebs im Körper agiert – und entsprechend bei der Medizinentwicklung helfen.
  • Neue Funde des James-Webb-Teleskops rütteln am bisherigen Verständnis des Weltraums: Die entdeckten Galaxien sind extrem alt und dafür eigentlich viel zu groß.
  • Spanien: Forscher entdecken eine äußerst seltene mittelalterliche Synagoge. Kaum Synagogen überlebten die Vertreibung der Juden 1492, umso bedeutender ist der Fund.

Wirtschaft: Megathema Inflation

(1,5 Minuten Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Die Inflation bleibt, wo sie war, doch die Energiekrise rückt ein kleines bisschen in den Hintergrund.

Energie

Hier war früher das “Megathema Energie”, doch im Februar gab es so wenig dediziert zur Energiekrise, dass wir sie jetzt genauso gut ins Megathema Inflation hineingießen können. Vorbei ist die Energiekrise keineswegs, doch die Gaspreise an der europäischen Handelsbörse TTF, als nützlicher Proxy, sanken im Februar auf bis zu 48 EUR/MWh – so niedrig wie im August 2021. Nun ist das noch immer zweieinhalb bis dreimal so viel wie in “normalen” Zeiten, doch immerhin nicht mehr zwanzigmal so viel, wie wir es im August 2022 beobachten konnten.

Die whathappened-Prognose: Bis Hochsommer 2023 hören wir von der Energiekrise nur auf Sparflamme, dann beginnen die Herbst- und Winterdiskurse. Verschwinden tut die Energiekrise frühstens im kommenden Jahr, nachdem Winter 23/24 durchgestanden ist; in Deutschland wird zudem eine hausgemachte, strukturelle Energiekrise noch auf Jahre existieren. Der Erzfeind unserer Voraussage ist die Geopolitik: Wird ein ausreichend starker Schock durch die Energiemärkte gejagt, um zu einem LNG-Mangel zu führen, löst sich unsere Prognose schnell in Luft auf.

Inflationsraten

Die Inflation entwickelte sich im Januar (letzte Daten) vielerorts seitwärts. In den USA betrug sie 6,4%, nur einen Punkt unter dem Vormonat. In Deutschland stieg sie, teilweise aufgrund von Sondereffekten, auf 8,7% (Dezember: 8,1 Prozent). Die Zahlen berücksichtigen bereits die Umstellung des Verbraucherpreisindexes (VPI) auf das Basisjahr 2020 sowie einen neuen repräsentativen Warenkorb.

Geldpolitik

Da die Inflation hartnäckig bleibt und, zumindest in den USA, von einem fast absurd starken Arbeitsmarkt angepeitscht wird (die Arbeitslosenquote in den USA liegt mit 3,4% so niedrig wie zuletzt 1969), verschärfen die Notenbanken weiter ihre Geldpolitik. Sowohl die amerikanische Fed als auch die Bank of England und die Europäische Zentralbank erhöhten ihre Leitzinsen.

Honorable mentions: Nicht-Industrieländer, gefällig? Argentinien kratzt an der 100%-Inflation, Nigeria vermasselt eine Geldreform und lässt die Bevölkerung ohne Banknoten dastehen und die Türkei führt ihren Krieg gegen Leitzinsen weiter (diesmal immerhin mit den Erdbeben als nachvollziehbarem Grund). 

Die Aktienmärkte_

(30 Sekunden Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Die Märkte wissen nicht so recht, wohin – kein Wunder, denn die Welt bleibt fast gemein kompliziert. Immerhin dürfen sich Deutschland-Anleger endlich mal wie Gewinner fühlen.

Index: 30-Tage-Entwicklung (1-Jahres-Entwicklung)
Dax 40: +0,51% (+5,18%)
S&P 500: -2,23% (-9,23%)
Dow Jones: -3,34% (-3,17%)
Nasdaq: -0,68% (-15,93%)
Nikkei: +0,33% (+3,49%)
Bitcoin: +0,35% (-40,99%)

Explainer zur Wirtschaftskrise (Juni 2022)
Explainer zum Tech-Crash (Mai 2022)

Die Wirtschaft in Deutschland_

(1 Minute Lesezeit)

Wirtschaftspolitik

(Mehr unter Rubrik “Energie” oben)

Honorable mention: Arbeitgeber dürfen Männer nicht mehr als Frauen bezahlen, nur weil sie ein höheres Gehalt herausgehandelt haben, so das Bundesarbeitsgericht. Erhandelt ein Mann ein höheres Gehalt, müssen gleich qualifizierte, gleich erfahrene Frauen genauso bezahlt werden. Dabei scheint sich das überraschende Urteil tatsächlich praktisch nur auf diese Geschlechterkonstellation zu beziehen, also nicht “beidseitig” zu funktionieren – doch auf die genaue Urteilserklärung wird noch gewartet.

Was erfuhren wir über die Wirtschaft in Deutschland?

Makro

  • Das deutsche BIP ist im vierten Quartal 2022 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. In Q1 2023 könnte ein weiterer Rückgang folgen, womit Deutschland sich in einer technischen Rezession befände.
  • Die Inflation wird neu bemessen. Für das Gesamtjahr 2022 lag sie damit bei 6,9% statt 7,9%; im Januar bei 8,7%.
  • Der Ukrainekrieg kostet die deutsche Wirtschaft bis Ende 2023 laut DIHK-Schätzung 4 Prozentpunkte des (potenziellen) BIP.

Unternehmen und Arbeitsmarkt

  • Der durchschnittliche Reallohn sank 2022 um 4,1%. Die Nominallöhne waren um 3,4% gestiegen, so stark wie noch nie seit 2008, doch die Inflation kompensierte das (die neue Berechnungsmethode ändert die Werte theoretisch).
  • Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert von ukrainischen Flüchtlingen: Etwa 86.000 seien bereits aktiv, viele weitere schließen derzeit Integrations- und Sprachkurse ab, so das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Der Rest der Welt_

(1 Minute Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Ärger in Großbritannien, durchmischte Signale aus Russland

Großbritannien

(Mehr unter Rubrik “Energie” oben)

  • Die größte Streikwelle seit zwölf Jahren hat das Land weiterhin im Griff. Immerhin die Busfahrer gaben sich aber zufrieden – mit beachtlichen 18 Prozent Lohnsteigerung.
  • Der Brexit-Streit mit der EU könnte zu Ende gehen, denn die Sunak-Regierung will offenbar schon morgen eine Einigung rund um das kontroverse Nordirland-Protokoll verkünden.
  • Lieferkettenprobleme und Schwierigkeiten in der heimischen Produktion (Brexit?) sorgen für Gemüsemangel samt Rationierungen.

Honorable mentions: Eine Studie rund um die Vier-Tage-Arbeitswoche ist in Großbritannien sehr erfolgreich ausgegangen. Mit 2.900 Mitarbeitern ist sie die größte Studie ihrer Art. Beobachter tun gut daran, dennoch vorsichtig zu bleiben: Die Firmen waren klein und hatten sich selbst hineinselektiert; darüber hinaus bieten die Studienergebnisse kein Verständnis dafür, was eine Übertragung auf die gesamte Volkswirtschaftsebene bedeuten würde – Mikro- und Makroebene funktionieren äußerst unterschiedlich.

Russland

  • Die russische Wirtschaft ist 2022 nur um 2,1% zurückgegangen. Das ist an und für sich ein kräftiger Rückgang, doch weitaus weniger als lange Zeit befürchtet. Starke Rohstoffexporte, viele Investitionen und eine Rüstungsindustrie auf Adrenalin hatten noch mehr Minus verhindert. Für die Evaluierung der westlichen Sanktionen ist das Kurzfrist-BIP eine unpraktische Metrik: Importsperren und Co. wirken nur langsam durchs System.
  • Zudem anderswo schlechte Nachrichten: Russlands Januar-Haushaltsdefizit war so groß wie noch nie seit dem Chaosjahr 1998; Öl- und Gasumsätze lagen 46% unter dem Vorjahr, die Ausgaben 59% höher. 

Business: Wo es nicht gut lief_

(1 Minute Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Viele Entlassungen und so manch enttäuschter Anleger…


Die Entlassungen…

Auch im Februar wurde entlassen: Beim Zahlungsriesen PayPal gehen 7% der Belegschaft (2.000 Mitarbeiter), beim Elektroautobauer Rivian 6% (840). PC-Hersteller Dell lässt 5% gehen (6.650), Strategieberatung McKinsey 4,4% (2.000), Unterhaltungsgigant Disney 3,6% (7.000). Ganz andere Größenordnungen bei Videokonferenztool Zoom mit 15% (1.300), Onlinefirma Yahoo mit 20% (1.600) oder Verlagshaus Gruner+Jahr mit 37% (700). Auch Online-Modehändler Zalando streicht wohl “Hunderte” Stellen.


…und die Enttäuschungen

Viele Techfirmen enttäuschten im Februar die Analysten und Anleger, darunter das Triumvirat aus AppleAlphabet und Amazon. Schwache Zahlen lieferten weiterhin SnapDelivery HeroNestléRenaultModernaBarclaysSiemens Energy und der Hamburger Hafen ab. Wohnungskonzern Vonovia enttäuschte vor allem die deutsche Politik, da er ankündigte, alle Wohnbauprojekte zu stoppen – sie seien nicht mehr profitabel. Deutsche Autos enttäuschten derweil amerikanische Kunden, wie eine wichtige Branchenumfrage zeigte – ein peinliches Ergebnis für die heimischen Hersteller. Und die Lufthansa enttäuscht Reisende, denn sie streicht in Erwartung von Personalengpässen 34.000 Flüge im Sommer.

Wo es gut lief_

(30 Sekunden Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Überall nur Krise? Mitnichten, hier eine kleine Auswahl von Erfolgsstorys.

  • Starke Zahlen (meist fürs Ganzjahr 2022, teils fürs Quartal) gab es bei den Energieriesen ExxonBP,Eon und ShellUniper konnte seinen historischen Verlust dank mildem vierten Quartal etwas einhegen.
  • Die Logistikkonzerne Hapag-Lloyd und Maersk erzielten dank angespannter Lieferketten Rekordgewinne.
  • Alle Techkonzerne schnitten schlecht ab? Mitnichten, Meta – längst totgeglaubt – konnte überzeugen.
  • Mit der Deutschen Telekom und der Commerzbank konnten zwei nicht ganz krisenfreie deutsche Konzerne gut abschneiden. Letztere darf gar in den DAX40 zurückkehren und schüttet zur Feier wieder Dividenden aus. Reisekonzern Tui kauft den Staat mitsamt dessen Kapitalspritzen heraus, wenn auch auf schmerzhaft teure Weise.
  • Weitere starke Zahlen gab es unter anderem seitens LindeVWSiemensL’OréalToyotaSMICCoca-ColaAirbnbGlencore und Heineken.

Chatbots, Chatbots überall_

(1 Minute Lesezeit)

ChatGPT aus dem Hause OpenAI stürmte Ende vergangenen Jahres die Herzen der Menschen und gewann so schnell 100 Millionen Nutzer, wie es zuvor nicht einmal TikTok gelungen war. Spätestens im Februar begann das große Rennen rund um die intelligenten Chatbots – sogenannte Generative AIs, da es KI-Algorithmen sind, welche, nun ja, neue Inhalte erstellen können, indem sie an bestehenden trainiert wurden. Microsoft integrierte ChatGPT in seine Suchmaschine Bing (und kreierte damit ein Monster), Google kündigte der Welt Bard an (doch ein Fehler im Werbespot kostete die Firma 100 Milliarden USD Marktwert – gemein, waren doch Fehler in einem Bing-Werbespot niemandem aufgefallen), Chinas Techriesen Baidu und Alibaba arbeiten an eigenen Chatbots und das deutsche Startup Aleph Alpha verkündete stolz, in einem Chatbot-Test mit OpenAI mitgehalten zu haben.

Ein spannender Moment: Stehen wir am Anfang der Entwicklungskurve oder sind wir doch eher schon mittendrin? Die nächsten Monate werden einen Hinweis – und reichlich charmanten Content – bieten. Wundere dich nicht, wenn die E-Mails auf der Arbeit plötzlich alle viel professioneller klingen.

Generative AI Won’t Revolutionize Search — Yet– Harvard Business Review

What is Generative AI? – McKinsey & Company

Bing’s chatbot is having an identity crisis – ZDNet

Startups_

(1 Minute Lesezeit)

Turbo-Zusammenfassung: Eher schlechte Nachrichten im Februar, doch auch die ein oder andere Erfolgsmeldung. 

Nicht der beste Monat für die Szene. Mehrere Startups wurden zugemacht, darunter der türkisch-arabische Lebensmittellieferdienst Yababa, das Lastenrad-Startup Avocargo und der Whitelabel-Lieferdienst Dropp – alles rund ums Thema “Lieferung” scheint sich gerade schwer zu tun. Nennenswerte Entlassungen gab es beispielsweise beim Online-Gebrauchtwagenhändler Heycar und dem Insurtech Wefox. Nachhilfedienst GoStudent wurde derweil von einem Gericht aufgrund irreführender Angaben und unzulässiger Geschäftsbedingungen verurteilt.

Gleichzeitig gelang es vielen Startups, neues Geld einzusammeln. Darunter ist Sdui, ein Edtech aus Koblenz, welches 25 Millionen EUR für digitale Schulkommunikation erhielt. Auch Konsolidierung gab es: Das E-Roller-Startup Emmy schluckte den Konkurrenten Felyx.

Augenmerk auch auf den Staat: Dieser verlängerte seine Förderung für Business Angels, was dem Kapitalumfeld in Deutschland helfen wird; schloss sich dem Fördertopf “European Tech Champions Initiative” an; und tätigte sein erstes Investment über den Zukunftsfonds Deep Tech & Climate, nämlich in das 3D-Druck-Startup Xolo.

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