Woher die Ukraine stammt, Teil 3

Die Drei Madane: 1922-2014.
08.09.2024


U(d)SSR | Holodomor | Aufstieg und Fall | Unabhängigkeit | Euromaidan
(25 Minuten Lesezeit)

Blitzzusammenfassung_(in 30 Sekunden)

  • In der Sowjetunion durchlebte die Ukraine erst eine Ukrainisierung, gefolgt von einer heftigen “Deukrainisierung“.
  • 1931/32 erlitt sie den Holodomor, eine heftige Hungersnot, welche womöglich die Kriterien für einen Genozid erfüllt.
  • Im Zweiten Weltkrieg zeigte sich, wie die meisten Ukrainer ihre Loyalität zwar bei der Sowjetunion sahen, einige sie aber andersherum als Feind betrachteten. Besonders prominent in der zweiten Kategorie: Stepan Bandera.
  • Nach dem Krieg nahm die Ukraine innerhalb der Sowjetunion ihre heutige Form an und beeinflusste die Union weitreichend.
  • 1991 zerfiel die Sowjetunion und die Ukraine wurde unabhängig; trug wahrscheinlich zum schnelleren Zerfall bei.
  • Ihre Unabhängigkeit begann mit einer Wirtschaftskrise, dem Aufstieg von Oligarchen und einem schwierigen Verhältnis zu Russland.
  • Wahlmanipulation durch prorussische Fraktionen führte 2004 zur Orangenen Revolution, doch die Reformerregierung danach enttäuschte mehrheitlich.
  • Als die Pro-Russen 2010 wieder an die Macht kamen und vier Jahre später die EU-Annäherung abbrachen, eskalierte der Unmut in den “Euromaidan“.
  • Diese Revolution führte direkt in den heutigen Russisch-Ukrainischen Krieg.

Prolog

Gut zu wissen: Das ist der dritte und letzte Teil eines dreiteiligen Explainers zur Geschichte der Ukraine. Den ersten Teil findest du hier, den zweiten Teil hier bzw. im Explainer-Tab der App. Es handelt sich um unseren zweiten mehrteiligen Geschichtsexplainer nach jenem zu Israel und Palästina (Link auch am Ende).

In zwei langen Explainern verfolgten wir die Geschichte der Ukraine von ihren antiken Anfängen bis zur Bildung der Sowjetunion. Die allererste Protoukraine ließ sich in der Kiewer Rus finden, dem ersten großen Slawenreich in den Jahren 880 bis ca. 1240. Nach ihrem Ende rangen die Großmächte Polen-Litauen, Moskau (später Russland) und das Osmanenreich um die Gebiete der heutigen Ukraine.

In diese Zeit traten die Kosaken, ein Militärbund aus Vagabunden, Abenteurern und Verstoßenen. Indem sie die Krimtartaren bekämpften, ermöglichten sie ab dem späten 15. Jahrhundert die langsame Besiedlung der “wilden Steppe” in der heutigen Süd- und Ostukraine. Das gefiel Polen-Litauen, der dominanten Macht – allerdings nur, bis die Ambitionen der Kosaken größer wurden. In einer erfolgreichen Rebellion holten sie 1648 das “Hetmanat” in die Unabhängigkeit und nannten dieses auch bereits informell “Ukraine”.

Die Ausgangslage des Hetmanats zwischen den Großmächten war prekär, weswegen es sich im Vertrag von Perejaslawl 1654 an Russland band. Die beiden Seiten interpretierten den Vertrag jedoch unterschiedlich (bis zum heutigen Tag) und das Hetmanat versuchte noch 60 Jahre lang vergeblich, sich zu befreien, auch militärisch. Stattdessen blieb der östliche Teil der heutigen Ukraine fest in russischer Hand, der westliche Teil war erst polnisch, dann teils russisch, teils österreichisch.

Eine sowjetische Briefmarke aus 1954 zur Feier des 300-jährigen Jubiläums des Vertrags von Perejaslaw. Quelle: Sowjetische Post, wikimedia
 

Die Suche nach der Nation

Die zwei Teile der Ukraine entwickelten sich unterschiedlich, doch beiden war gemein, dass sie im 19. Jahrhundert der Nationalismus erfasste. Sowohl in der “Ukraine” (dem russischen Teil) als auch in “Ruthenien” (dem österreichischen Teil) entwickelte sich ein Nationalbewusstsein als gemeinsame ukrainisches Nation. Wien und, in weitaus höherem Maße, Moskau versuchten die Identitätsbildung zu stoppen, doch das frühe 20. Jahrhundert nahm ihnen jede Kontrolle weg: Die Revolution 1905 in Russland, gefolgt vom Ersten Weltkrieg, gefolgt von den Februar- und Oktoberrevolutionen 1918. Das Zarenreich und Österreich-Ungarn hörten beide schlagartig auf zu existieren.

Die Ukrainer auf beiden Seiten sahen ihre Chance gekommen. Sie riefen erst zwei separate, dann einen unabhängigen Einheitsstaat aus. Doch die Gemengelage war kompliziert: Der fortschrittlichere, doch kleinere Teil im Westen bekriegte sich mit Polen – ebenfalls aus Österreich-Ungarn hervorgehend –, welches die gesamte Westukraine beanspruchte. Der östliche Teil, welcher größer und bevölkerungsreicher war, aber auch militärisch und staatsmännisch inkompetenter, versuchte sich derweil gegen die kommunistischen Bolschewiken zu wehren.

Die Kooperation zwischen Ost und West brach früh zusammen. Die Ostukraine (was den Großteil der heutigen Ukraine meint) verbündete sich mit Polen, dem Erzfeind der Westukraine. Dazu kam, dass in der Ostukraine große Meinungsverschiedenheiten herrschten: Zu liberalen Nationalisten gesellten sich auch Kommunisten (darunter viele Arbeiter im industriellen Donbass) und erklärte “Kleinrussen”, welche sich zuvorderst als Teil Russlands verstanden, selbst wenn sie ethnisch ukrainisch waren. Auch konnten die Nationalisten nie die zahlenmäßig große Landbevölkerung komplett auf ihre Seite ziehen. Bis 1921 hatten die Bolschewiken einen Großteil der Ukraine unter Kontrolle, Polen einen Großteil des Westens und kleinere Stücke fielen an die Tschechoslowakei und Rumänien, beide selbst soeben erst entstanden. Die Geschichte der Ukraine sollte die nächsten 70 Jahre damit in erster Linie eine Geschichte der Sowjetunion sein.

Die U(d)SSR_ (1920-1932)

(3,5 Minuten Lesezeit)

Sowjetisches Rekrutierungsposter, 1921: “Mein Sohn! Schreib dich in der Schule der Roten Kommandeure ein, und die Verteidigung der Sowjetukraine wird gesichert sein.” In ukrainischer Sprache und mit klassischen ukrainischen Bildmotiven versehen. Quelle: Unbekannt, wikimedia

(Gegen-)Ukrainisierung

Nach der Eroberung und Befriedung der Ukraine schufen die Bolschewiken die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR), welche den zweitgrößten Teil der Sowjetunion (UdSSR) hinter der russischen Sowjetrepublik bilden sollte.

Die Ukraine war für die Zentralregierung in Moskau von außerordentlicher Bedeutung, aus einer Vielzahl von Gründen. Sie stellte 20 Prozent der Bevölkerung der UdSSR, war dank der beeindruckenden Agrarproduktion in der Südukraine ihr “Brotkorb” und besaß mit dem Donbass eines der wichtigsten industriellen Zentren. Die Ukraine war außerdem die Grenze der UdSSR und damit außen- und sicherheitspolitisch wichtig. Sie grenzte an Polen und wurde in Teilen von diesem beansprucht. Obwohl es heute für viele Beobachter ungewöhnlich klingen mag, war Polen der durchaus gefürchtete Erzfeind Russlands: Warschau und Moskau hatten jahrhundertelang um Osteuropa gekämpft, mehrere Kriege gegeneinander geführt (welche Polen nicht selten gewann, so den gerade erst beendeten Krieg zwischen 1919 und 1921) und vor 300 Jahren besetzte Polen gar kurzzeitig Moskau. Den Bolschewiken war es also wichtig, mögliche polnische Einflüsse aus der Ukraine herauszuhalten.

Darüber hinaus entbrannte sich an der Ukraine ein Richtungsstreit über die Sowjetunion. Sollte sie ein internationalistischer Völkerverbund sein, wie es Wladimir Lenin bevorzugte? Dann wäre die Ukraine ein nützliches Gegengewicht zu Russland, welches allein durch seine Größe und Bevölkerungsgröße eine natürliche Dominanz in der Union einnehmen würde. Zudem könnte eine “nationalitätenfreundliche” Politik die Union stabil und ruhig halten. Oder, ganz im Gegenteil, sollten sich die Ukraine und alle anderen Sowjetrepubliken einer russisch-nationalen Dominanz beugen, wie es der aufstrebende Josef Stalin vertrat? Dann müsste die ukrainische Volksidentität bekämpft und wieder in eine “kleinrussische” im Stile des Zarenreichs oder, ganz einfach, eine russische Identität verwandelt werden.

Anfangs setzte sich Lenins Linie durch, auch nach dessen Tod 1924. Eine Ukrainisierung wurde betrieben. Die ukrainische Sprache wurde gefördert und von hohen Funktionären in der USSR sogar erwartet; zwischen 1926 und 1932 stieg der Anteil ukrainischsprachiger Zeitungen von 30 auf 92 Prozent. Von den 88 Theatern in der Ukraine spielten drei Viertel auf Ukrainisch. Die Ukrainisierung verlief allerdings sehr ungleichmäßig: Im Donbass und in der neuen Hauptstadt Charkiw gelang sie nur schleppend, womit dort ein Großteil der Ukrainer russischsprachig blieb, auch wenn sie zugleich Ukrainisch als ihre Nationalität verstanden – eine Unterscheidung, die bis heute relevant bleibt.

Unter Stalin, Lenins Nachfolger, begann ab den späten 20ern eine Kurswende. Stalin, ein gebürtiger Georgier, befand, dass die UdSSR nur mit einer starken russischen Dominanz überstehen konnte und Ukrainer und Russen ohnehin ein und dasselbe Volk seien. Die Ukrainisierung wurde beendet, wenn auch nicht sofort offiziell. Stattdessen begann die Wende ab 1929 mit Schauprozessen gegen ukrainische Intellektuelle, Kleriker, Schriftsteller und Kulturtreibende, welche als “bürgerlich-nationale Elemente” eine “nationalistische Gegenrevolution” gegen die Sowjetunion betrieben hätten. Sie wurden exekutiert oder nach Sibirien deportiert. 1932 wurde die Ukrainisierung quasi-offiziell beendet. Alle Zeitungen, behördlichen Dokumente und Schulen wurden auf Russisch umgestellt und das Kulturleben stark beschnitten; Ermordungen und Deportationen wurden intensiviert.

Gut zu wissen: Ein Klassiker der Schauprozesse der stalinistischen Ära waren erfundene verschwörerische Gruppierungen, so etwa eine angebliche “Union für die Befreiung der Ukraine” im ersten anti-ukrainischen Prozess 1929. Diese gab es selbstverständlich überhaupt nicht. Solche Prozesse tauchten auch nach Stalin auf, wenn auch bedeutend seltener, und machten jüngst im modernen Russland ein Comeback.

Ukrainische Briefmarke zur Feier von Stepan Bandera aus dem Jahr 2009. Quelle: Vasil Vasilenko, wikimedia

Stepan Bandera

Die Situation des ukrainischen Teils unter Polen, genauer Galizien mit der Regionalhauptstadt Lwiw und Wolhynien, war ebenfalls schwierig. Eigentlich hatte Polen international zugesagt, der ukrainischen Minderheit gleiche Rechte und Autonomie einzugestehen. Ukrainer machten in Galizien im Jahr 1930 immerhin 88 Prozent der Bevölkerung aus. In der Realität ging Polen streng mit der Minderheit um, nicht zuletzt, weil die Erinnerung an den Polnisch-Ukrainischen Krieg 1918/19 frisch war. Die beiden Völker hatten darin um Unabhängigkeit und Territorium gekämpft und viele Gräueltaten auf beiden Seiten begangen.

Nicht unähnlich zu Stalin in der UdSSR befand auch Polen, dass eine strikte ethnische Zentralisierung und Homogenisierung der Schlüssel zu Stabilität sei. Angetrieben von einem Gesetzespaket namens Lex Grabski betrieb Warschau eine Polonisierung Galiziens, welche etwa die Unterdrückung der ukrainischen Sprache bedeutete. Ethnische Polen wurden bei der Landvergabe bevorteilt; Investitionen in ukrainische Gemeinden zurückgefahren. Viele Ukrainer emigrierten, was von den Behörden begrüßt wurde.

Als Reaktion auf den ethnischen Streit gründete sich die nationalistische Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), welche auch Terrorangriffe durchführte. So tötete sie 1932 einen sowjetischen Diplomaten in Lwiw (als Rache für den Holodomor) und 1934 den polnischen Innenminister Bronislaw Pieracki. Urheber beider Attentate war Stepan Bandera, damals ein 25-jähriger Student, welcher zum wichtigsten ukrainischen Nationalisten post-1919 und zu einer der umstrittensten Figuren der ukrainischen Geschichte geraten sollte. Er wurde von Polen 1934 verhaftet, erst zum Tode und dann auf Lebenszeit verurteilt. Mit der deutschen Invasion 1939 kam er frei.

Holodomor und Weltkrieg_ (1929-1945)

(5,5 Minuten Lesezeit)

Bauern in der Ukraine vor der “Entkulakisierung”. Quelle: Lewis H. Siegelbaum and Andrej K. Sokolov, wikimedia

Entkulakisierung

In den kommenden Jahren war die Ukraine von zwei Tragödien gezeichnet. Zuerst der Holodomor, zehn Jahre später der Zweite Weltkrieg.

Der Holodomor begann mit der sowjetischen Agrarpolitik der späten 1920er, welche sich im gesamten Land und fast permanent als desaströs erweisen sollte, doch in der Ukraine besonders. Stalin und sein Apparat trieben die Zwangskollektivierung von Agrarflächen voran. Sie enteigneten individuelle Bauernhöfe, meist gegen den Widerstand der Bauern, und unterstellten sie Staatsbetrieben. Mindestens 30.000 selbstständige Bauern, welche abwertend als Kulaken bezeichnet wurden, wurden ermordet; mindestens 4 Millionen wurden zwangsumgesiedelt, nicht zufälligerweise häufig in unfruchtbare Regionen in Sibirien und Kasachstan. Insgesamt dürfte die Sowjetunion mit dieser “Entkulakisierung” zwischen 1930 und 1933 aufgrund von Hunger, Krankheiten und Ermordungen über 500.000 Menschen getötet haben. Der Holodomor ist darin noch nicht inbegriffen.

Im Jahr 1929 waren etwa 6 Prozent aller Agrarflächen in der Ukraine kollektiviert, im Folgejahr waren es bereits 70 Prozent. Sowjetfunktionäre durchzogen das Land und zwangen Bauern auf die Kollektivfarmen; sie beschlagnahmten Vieh und Material. Um das zu verhindern, schlachteten die Bauern mitunter ihr Vieh, zerstörten ihre Pflüge und weigerten sich, Getreide anzubauen. Viele Bauern ließen ihren Beruf hinter sich und zogen in die Städte, um bei Fabriken anzuheuern. Und über 1.700 von den Behörden verzeichnete Bauernrevolten und Proteste brachen aus, auf welche Moskau mit der Armee und der Geheimpolizei reagierte.

Die Folge der ineffizienten Kollektivfarmen als auch der bäuerlichen Proteste war ein Einbruch der Agrarproduktion im gesamten Land ab 1930. Den “Brotkorb”, die Ukraine, traf das besonders schwer. Zudem verärgerte der besonders schwere Widerstand dort die Sowjetführung. Die Bauern würden versuchen, den Erfolg der Kollektivierung zu sabotieren, so der Eindruck in Moskau. Also verschärfte es die Kollektivierungsmaßnahmen und auch die Lieferquoten für Bauern in der Ukraine. Diese produzierte 27 Prozent der landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Sowjetunion, doch musste auf einmal 38 Prozent liefern. Die Sowjetbehörden machten ihre Prioritäten klar: Im Zweifel bleibt eben nichts für die Ukrainer.

Holodomor

Eine Hungerkrise brach im Winter 1932 aus – der Holodomor. Er bedeutet wortwörtlich “Tötung durch Hunger”. Die Ineffizienz der Kollektivfarmen, der Einbruch der Agrarproduktion aufgrund der Vertreibung und der Proteste der Bauern sowie die harschen Lieferquoten, welche Sowjetfunktionäre gewaltsam durchsetzten, ließen der Ukraine keine Nahrung für sich selbst. Das erkannte auch der Regierungschef der USSR, Vlas Chubar, an, welcher Stalin 1932 schrieb:


“In Anbetracht der Unmöglichkeit der Erfüllung der Getreidelieferquote, deren grundlegender Auslöser die schlechtere Ernte in der Ukraine insgesamt und die kolossalen Verluste im Zuge der Ernte war (eine Folge der schwachen wirtschaftlichen Organisation der Kollektivfarmen und deren absolut unzureichendes Management seitens der Distrikte und des Zentrums), wurde ein System eingeführt, nach welchem sämtliches von individuellen Bauern produziertes Getreide konfisziert wird, inklusive Saatgutbeständen, und fast alle Produktion von Kollektivfarmen konfisziert wird.”


 Etwas verklausuliert räumt Chubar in dem Brief ein, dass die sowjetische Politik der Kollektivierung gescheitert war, dass die Lieferquoten von Anfang an “unmöglich” waren und dass die Behörden eine radikale Konfiszierung der Agrarproduktion vornahmen. All das hatte die Hungerkrise in der Ukraine ausgelöst.

Die Karte zeigt den Bevölkerungsrückgang in den Regionen der Ukraine zwischen 1929 und 1933. Quelle: The Foreign Office and the famine : British documents on Ukraine and the Great Famine of 1932-1933, wikimedia

Die gesamte Ukraine wurde 1931/32 vom Holodomor erfasst. Zwischen 3,5 und 5 Millionen Ukrainer starben, was jedem achten Einwohner entsprach; dazu eine auffällig hohe Zahl ethnischer Ukrainer in Kasachstan und dem Wolgagebiet. Noch 1937 war die Bevölkerung der USSR 8 Prozent niedriger als 1926, obwohl diese Zeit eigentlich die Hochphase der sowjetischen Industrialisierung darstellte.
 
Die Interpretation des Holodomors variiert heute: Die Ukraine nennt ihn einen gezielten Genozid durch die Sowjetunion, mit dem Ziel, die Volksidentität und gesellschaftliche Struktur der Ukraine zu brechen. Die UdSSR bestritt die Hungersnot jahrzehntelang vollends und Russland wertet sie bis heute als tragisch, aber ungeplant; zudem hätte sie ja auch andere Teile des Landes erfasst. Forscher debattieren, inwieweit der Begriff des „Genozids“ anwendbar ist – wie es ohnehin immer mit dem Begriff der Fall ist –, doch ein Minimalkonsens ist, dass der Holodomor menschgemacht war und die Sowjetführung die Lage in der Ukraine wissentlich verschlimmerte, zugunsten anderer Teile der Union.

Gut zu wissen: Der Urheber des Genozidbegriffs und der Genozidkonvention der UN, Raphael Lemkin, wertete den Holodomor als Genozid. Der Osteuropa-Historiker Timothy Snyder stimmt zu, dass der Holodomor die Kriterien der Genozidkonvention erfüllt. Gleichzeitig vermeiden einige renommierte Forscher den Begriff, selbst wenn sie variierende Grade an Gezieltheit konstatieren. Unser Explainer zu Genozid erklärt den Begriff genauer.

In den dunkelblauen Ländern wird der Holodomor als Genozid eingestuft, in den hellblauen als “Vernichtung”. Quelle: Athosmera, wikimedia

Lebensraum

Die zweite Tragödie der Ukraine war der Zweite Weltkrieg. Die Ukraine war darin von Anfang an ein Faktor: Außenpolitische Kreise hatten spekuliert, dass Adolf Hitler die Ukraine-Frage als Sprungbrett für einen Krieg gegen die UdSSR nutzen würde. Immerhin waren die Ukrainer, auf vier Staaten verteilt, das größte “staatenlose Volk” der Zwischenkriegszeit. Es kam anders: Hitler schloss mit Stalin den teilweise geheimen Molotow-Ribbentropp-Pakt. Deutschland fiel 1939 in Polen ein; die UdSSR verleibte sich unter dem Vorwand, Ukrainer und Belarussen schützen zu müssen, Ostpolen ein. 1941 überfiel Deutschland die UdSSR.
 
Die Ukraine war einer der zentralen Schauplätze des Zweiten Weltkriegs. Erst war sie die Bühne für den rasanten deutschen Überraschungsangriff, in welchem weite Teile der Roten Armee in kürzester Zeit zerfielen oder beim chaotischen Rückzug verbrannte Erde in der Ukraine hinterließen. Dann wurden in ihr heftige urbane Schlachten ausgetragen, etwa um Kiew und Sewastopol auf der Krim. Zuletzt fanden einige der größten Schlachten der sowjetischen Gegenoffensive ab 1943 in ihr statt.
 
Sieben Millionen Menschen starben zwischen 1939 und 1945 in der Ukraine, 16 Prozent der Bevölkerung. Nur in Polen und Belarus töteten die Nazis einen höheren Bevölkerungsanteil. Darunter waren 1 Million Juden, mit dem Massaker von Babyn Yar bei Kiew als größtem Einzelereignis: Deutschland ermordete dort 33.761 Juden binnen zwei Tagen.

Sowjetische Kriegsgefangene schütten das Massengrab bei Babyn Yar zu, nachdem die deutschen Nationalsozialisten dort 33.761 Juden ermordet hatten. Quelle: Babyn Yar Public Committee, 2004 – 2020, wikimedia

Viele Opfer, einige Täter

Dabei hatten viele Ukrainer die Invasion anfangs begrüßt: Im polnischen Westen verbündete sich die rechtsradikale OUN unter Stepan Bandera mit den Nazis und half ihnen beim Angriff auf die Sowjetunion sowie bei Massakern an Juden und Polen. Im sowjetischen Osten saß die Wut aufgrund des Holodomors tief und die Erinnerung an die relativ harmlose, kurze deutsche Besatzung 1918 unter Generalissimus Pawlo Skoropansky war positiv.

Tatsächlich war der Umgang der Deutschen mit Ukrainern besser als mit Russen. Sie wurden eher als Kollaborateure zur Verwaltung der besetzten Gebiete und in Konzentrationslagern eingesetzt; zumindest in den Anfangstagen des Krieges nach Gefangennahme freigelassen; und füllten Wehrmacht-Hilfsbataillone auf. Nichtsdestotrotz: Auch für ethnische Ukrainer waren Repression, willkürliche Tötungen und Versklavung an der Tagesordnung. Selbst das Bündnis zwischen OUN und Nazis zerfiel alsbald; Bandera und andere Anführer landeten 1941 im Konzentrationslager.

Gut zu wissen: Banderas Rolle als Nationalist, Terrorist, Antisemit und Nazi-Kollaborateur macht ihn zu einer hochkontroversen Figur in der modernen Ukraine. Insbesondere Nationalisten aus Galizien im Westen, wo Banderas OUN operierte, verehren ihn als Nationalheld. Im Osten und Süden der Ukraine wird er meist als Faschist verurteilt. Forscher bezeichnen ihn wahlweise als Faschisten oder Ultranationalisten. 

Im sowjetischen und heutigen russischen Gebrauch ist “Banderist” ein Propagandabegriff für sämtliche Ukrainer, welche nicht pro-sowjetisch oder pro-russisch eingestellt sind. Der Begriff tritt auch im Ukrainekrieg seit 2014 auf. Nach dem Nazi-Konzentrationslager lebte Bandera übrigens im westdeutschen Exil, bevor ein KGB-Agent ihn 1959 in München mittels einer Sprühpistole mit Zyanidstaub ermordete.

Aufstieg und Ende der Sowjetunion_ (1945-1991)

(5 Minuten Lesezeit)

Nikita Chruschtschow (rechts) mit Mao Zedong (links), 1958. Quelle: Fotograf unbekannt, United Press International, wikimedia

Die Ukraine nimmt Form an

Der Zweite Weltkrieg war 1945 vorüber und die Ukraine lag in Schutt und Asche. Ein Sechstel der Bevölkerung war tot und die Industrie- und Agrarproduktion war am Boden. Im Westen operierten noch bis in die 1950er ukrainische Ultranationalisten. Bevor die Sowjetunion sie niederschlagen konnte, lieferten sie sich mit den Polen gegenseitige ethnische Säuberungen, welche bis zu 30.000 Ukrainern und 90.000 Polen das Leben kosteten. Im Osten brach, wieder angefeuert von Zwangskonfiszierungen, eine erneute Hungersnot mit mindestens 300.000 Toten in der Ukraine und womöglich 1 Million in der ganzen UdSSR aus. Und doch wandte sich das Geschick der Ukraine allmählich.

Zuerst einmal vergrößerte sich ihr Territorium. Nikita Chruschtschow, Erster Sekretär der USSR, erwirkte, dass das Territorium der Ukraine auch auf die ethnisch ukrainischen Gebiete Polens, Rumäniens und der Tschechoslowakei ausgeweitet wurde. Stattdessen wurde die Grenze Polens, inzwischen ein kommunistischer Marionettenstaat, nach Westen in die deutschen Ostgebiete verlegt. 1954 wurde selbst die Krim angeknüpft, allerdings nicht nur als Wohltat: Die Halbinsel war wirtschaftlich noch schwerer getroffen als die Ukraine, auch, da die UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg rund 98 Prozent der dort lebenden Tartaren aufgrund von Kollaborationsverdacht mit den Nazis deportiert hatte. Da die Krim nur mit der Ukraine per Landweg verbunden war, wäre die USSR ohnehin dafür zuständig gewesen, die Halbinsel aufzubauen. Resultat war, dass die Ukraine auf einmal so aussah, wie man sie heute kennt.

Der Anteil der Tartaren an der Krim-Bevölkerung (Rot) gegenüber Russen (blau) illustriert die Entwicklung der Deportationen und Zwangsumsiedlungen durch Zarenreich und Sowjetunion. Quelle: Drohobycky, Maria (1995). Crimea: Dynamics, Challenges and Prospects, wikimedia

Kiew wird zu Moskau

Vielleicht noch wichtiger war, dass die Ukraine plötzlich die Elite der Sowjetunion stellte. Nikita Chruschtschow stieg nach dem Tod Stalins 1953 zum Generalsekretär der UdSSR auf. Er wurde zwar in Russland geboren, doch hatte seine politische Laufbahn in der Ukraine durchlaufen und war mit einer Ukrainerin verheiratet. So wie sich Stalin mit loyalen Kaukasuslern umgab, so brachte Chruschtschow zahlreiche Ukrainer nach Moskau, darunter den nächsten Generalsekretär Leonid Breschnew, welcher von 1964 bis 1982 herrschen würde. Die Sowjetrepublik profitierte von mehr politischer Aufmerksamkeit, mehr Chancen und angenehmeren Fünf-Jahres-Plänen.

So wie die gesamte Sowjetunion, so verlangsamte sich auch die Geschichte der Ukraine. Nach einem Wirbelwind an Reformen unter Chruschtschow, welche für die gesamte UdSSR mehr Freiheiten brachten, folgten 18 Jahre an wirtschaftlicher, politischer und kultureller Stagnation unter Breschnew. Repression blieb zwar der modus operandi in der Sowjetunion, doch hatte nichts mehr mit den zahlreichen Wellen des stalinistischen Terrors zu tun. Erst 1986 würde sich die Geschichte der Ukraine weiterdrehen.

Breschnew war 1982 verstorben und auf ihn folgten in schneller Abfolge zwei Funktionäre der verkrusteten sowjetischen Gerontokratie. Kaum waren Juri Andropow und Konstantin Tschernenko ebenfalls verstorben, kam Michail Gorbatschow 1985 ins Amt. Der Reformer war zwar Halbukrainer, doch hatte keine gesonderte Loyalität oder Bezug zur USSR, womit das “Fließband” von Topfunktionären aus Kiew nach Moskau erlahmte. Gepaart mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986, in welcher die Sowjetführung durch ihr langsames Agieren und eine desaströse Kommunikation Millionen von Menschen einem höheren Risiko aussetzte, zerbrach das Verhältnis zwischen USSR und Moskau – und zwar sowohl auf Funktionärs-, als auch Bevölkerungsebene.

Gut zu wissen: Moskau verzichtete ausdrücklich drauf, die Parade zum Internationalen Arbeitertag in Kiew abzusagen, obwohl nur vier Tage zuvor der Atomreaktor im kaum zwei Autostunden entfernten Tschernobyl explodiert war und die radioaktive Belastung zunehmend stieg. Die Führung der USSR hatte vergeblich versucht, Gorbatschew zum Einlenken zu bewegen.

Die Parade vom 1. Mai 1986 in Kiew, wenige Tage nach der (vor der Öffentlichkeit versteckten) Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Quelle: Times Magazine

Der Zerfall der Sowjetunion

Unter Gorbatschew durchlief die Sowjetunion eine spektakuläre Reformphase. Mit den Schlagworten Uskorenije (Beschleunigung), Perestroika (Umbau), Glasnost (Offenheit) und Demokratisazija (Demokratisierung) liberalisierte er die Union politisch und wirtschaftlich. Während die sklerotische Wirtschaft kaum vorankam, stießen die politischen Freiheiten eine kräftige Dynamik an, welche bis zum Zerfall der Sowjetunion führen sollten. In der Ukraine begann das mit der Freilassung von Dissidenten und Intellektuellen aus dem Gulag-System. Plötzlich wurde die ukrainische Geschichte – separat von der russischen – diskutiert, der Holodomor aufgearbeitet und politische Gruppierungen gegründet, etwa zur Verteidigung der ukrainischen Sprache. Zehntausende Menschen nahmen an einem “Marsch in den Osten” teil, welcher an die kosakische Vergangenheit – von der Sowjetunion noch bis unlängst verboten und verfolgt – anschließen und eine Nationalidentität “erwecken” sollte. Eine 600 Kilometer lange Menschenkette forderte die Unabhängigkeit.

So wie in der Ukraine, so beschleunigte sich auch in der gesamten Sowjetunion die Dynamik ins Unkontrollierbare. Die Zentralregierung in Moskau verlor zunehmend an Einfluss. 1989/90 wurden in den Sowjetrepubliken Parlamente gewählt und im Sommer 1990 folgte die USSR vielen anderen Republiken darin, sich zum souveränen Staat zu erklären, womit sie zwar Teil der UdSSR blieb, aber ihr eigenes Recht voransetzte. Die Zentralregierung versuchte, noch einzulenken: Gorbatschow schlug einen Unionsstaat vor (praktisch eine abgeschwächte Sowjetunion) und wollte politische Freiheiten zurückdrehen. Als das Parlament in Kiew erwog, anzunehmen, begannen Dutzende Studenten einen Hungerstreik auf dem Maidan, dem zentralen Platz in Kiew. Die Behörden waren sich nicht einig, was sie tun sollten: Die Regierung der USSR wollte den Protest verbieten, die Stadtregierung ließ ihn gewähren. Als Sicherheitskräfte endlich gegen die Studenten vorgingen, marschierten rund 50.000 Einwohner auf, um die Protestler zu beschützen. Das Parlament gab nach und lehnte Gorbatschows Unionsstaat ab.

Dieser “Erste Maidan” im Oktober 1990 könnte der erste Todesstoß für die Sowjetunion gewesen sein. Sie existierte danach nur noch als lose Föderation fort, doch auch das nicht mehr lange. Der zweite Todesstoß war der vergebliche, viertägige Augustputsch 1991 durch konservativ-kommunistische Elemente, welche Gorbatschows Liberalisierungsphase zurückdrehen wollten. Die Dysfunktionalität der Sowjetunion war kaum noch abzutun. Unmittelbar nach dem Scheitern des Putsches stimmte das ukrainische Parlament der Unabhängigkeit zu und verbot die Kommunistische Partei. Im Dezember folgte ein Unabhängigkeitsreferendum, welches die Ukrainer mit 92 Prozent annahmen. Die Ukraine erklärte sich im Dezember 1991 unabhängig, zusammen mit weiteren Sowjetrepubliken. Die UdSSR hörte auf, zu existieren. Um ein englisches Sprichwort zu adaptieren: mit einem Wimmern, nicht mit einem Knall.

Gut zu wissen: US-Präsident George H. W. Bush versuchte noch 1991 auf die Regierung in Kiew einzuwirken, nicht aus der UdSSR auszutreten. Die USA befürchteten, dass ein Zerfall der Sowjetunion destabilisierend und gefährlich wäre. In einer “Hühnchen-Kiew-Rede” getauften Rede ermahnte er die Ukrainer, auf “selbstmörderischen Nationalismus” zu verzichten und “Freiheit nicht mit Unabhängigkeit zu verwechseln”.

Die unabhängige Ukraine_ (1991- 2010)

(5 Minuten Lesezeit)

Leonid Krawtschuk, Leonid Kuchma. Quelle: wikimedia

Krawtschuk, Kuchma und die Oligarchen

Die Ukraine war endlich unabhängig, nach mehreren vergeblichen Anläufen in den letzten 80 Jahren. Das gesamte Land stimmte dafür: Im tendenziell nationalistischeren Westen wählten stellenweise 99 Prozent der Bürger die Unabhängigkeit, in der zentralen Ukraine etwa 95 Prozent, im Süden rund 85 Prozent und im Donbass 83 Prozent. Selbst auf der Krim, welche nach mehreren Zwangsumsiedlungen fast vollständig ethnisch Russisch war, unterstützten 54 Prozent das Projekt (kurzzeitig gab es die Idee, ein separates Unabhängigkeitsreferendum auf der Krim abzuhalten, doch das verwarfen die lokalen Behörden). Fragte man nur ethnische Russen in der Ukraine, unterstützte noch immer eine Mehrheit von 58 Prozent die Unabhängigkeit. Zum ersten Präsidenten wurde Leonid Krawtschuk gewählt, bis dahin Parlamentschef. 

Bemerkenswert ist, wie gut die Demokratie in der “frühen” Ukraine funktionierte. Während im benachbarten Russland der Präsident das Parlament mit Panzern beschießen und seine Macht ausweiten ließ, arbeiteten die Institutionen in der Ukraine zusammen. Ein großer Grund dürfte gewesen sein, dass in ihr so viele unterschiedliche Fraktionen zusammenkamen: die nationalbewussten Galizier im Westen, die liberale Intellgentsia in Kiew und Charkiw, die große russische Ethnie im Donbass und auf der Krim und viele mehr. Da keine Gruppe überlegen genug war, um risikolos Macht zu zentralisieren, arbeiteten sie eben miteinander. Gesetze wurden zwischen den Institutionen hin- und hergereicht; Wahlen fanden statt und waren kompetitiv; und Krawtschuk übergab 1994 friedlich die Macht an Leonid Kuchma. Politische Krisen gab es selbstverständlich dennoch, und eine führte zu vorgezogenen Wahlen, doch die Ukraine war tatsächlich demokratisch.

Prekärer war die Wirtschaftslage. Der freie Fall der Sowjetwirtschaft setzte sich ungebrochen fort. Zwischen 1991 und 1997 halbierte sich die Industrieproduktion in der Ukraine und das BIP stürzte um spektakuläre 60 Prozent ab. Die Lebensstandards im Land brachen ein. 2001 lebten 5,8 Prozent weniger Ukrainer im Land als noch 1989, weil so viele emigriert waren (2021 lag die Zahl sogar 16 Prozent tiefer).

Gut zu wissen: Wer unsere gesamte Explainer-Reihe zur Geschichte der Ukraine verfolgt hat, dürfte eine Konstante durch die Jahrhunderte in Osteuropa mitbekommen haben: Pogrome gegen Juden. Kaum überraschend nutzten viele Juden den Fall des Eisernen Vorhangs, um die Ex-Sowjetunion zu verlassen: Die jüdische Bevölkerung in der Ukraine schmolz zwischen 1989 und 2001 um 78 Prozent zusammen.

Da Krisen mitunter Gelegenheiten schaffen, entstand zeitgleich eine neue Wirtschaftselite: Aufstrebende, ambitionierte und nicht selten kriminell agierende Oligarchen, welche die “Roten Direktoren”, die alten Sowjetfunktionäre, aus den Schaltstellen der wirtschaftlichen Macht verdrängten. Der Aufstieg der Oligarchen korrelierte zwar tatsächlich mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage, doch machte die Ukraine wie Russland zu einem Staat, in welchem die Wirtschaftskraft auf eine kleine Elite konzentriert ist, welche hohen politischen Einfluss ausübt. Entsprechend wurde die Politik mafiöser: Oppositionspolitiker starben in mysteriösen Unfällen und die Medien berichteten häufiger freundlich über die Regierung. Trauriger Höhepunkt war die Ermordung eines Journalisten, in welche Präsident Kuchma verwickelt gewesen zu sein scheint, wie veröffentlichte Tonaufnahmen nahelegten.

Die Russland-Frage

Ein anderes Megathema der unabhängigen Ukraine war das Verhältnis zum Nachbarn Russland. Dieses war ebenfalls aus der implodierten Sowjetunion hervorgegangen, angeführt von Präsident Boris Jelzin, welcher sich mit seinem beherzten Auftreten gegen den Augustputsch als klarer Anführer hervorgetan hatte. Noch bevor die Abwicklung der UdSSR vollzogen war, machte Jelzin Druck auf Krawtschuk: Sollte die Ukraine sich unabhängig erklären, würde Russland die Grenzfrage eröffnen und die Krim und den Donbass beanspruchen. Krawtschuk ignorierte die Drohungen und Jelzin besaß in der chaotischen Postsowjetphase nicht die Kapazitäten und womöglich auch nicht den Willen, um ihnen Taten folgen zu lassen.

Das Verhältnis blieb frostig. An der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), einer Organisation der Nachfolgerstaaten der Sowjetunion, nahm die Ukraine nur mit viel Distanz teil; ratifizierte den GUS-Vertrag nicht. Am Verteidigungspakt und NATO-Gegenstück OVKS beteiligte sich die Ukraine nie. Besonders kompliziert war der Umgang mit der Armee, der Schwarzmeerflotte und den Atomwaffen. Wem sollte was gehören? Die Ukraine bot den 800.000 Soldaten auf ihrem Boden an, den Treueschwur zu leisten oder das Land zu verlassen. Um die Schwarzmeerflotte brach ein Streit mit Moskau aus, welcher erst 1995 per Vertrag beigelegt wurde: Moskau erhielt 82 Prozent der Flotte, die Ukraine 18 Prozent. Außerdem durfte Russland den Krim-Hafen in Sewastopol 20 Jahre lang pachten. Und ihre Nuklearwaffen – das drittgrößte Arsenal der Welt – gab die Ukraine 1994 im Budapester Memorandum auf; ein weltweit einzigartiger Schritt. Der Vertrag, in welchem die USA, Großbritannien und Russland Garantien für die Sicherheit der territorialen Integrität der Ukraine aussprachen, wurde 2014 durch Russland gebrochen.

Viktor Juschtschenko, Viktor Janukowitsch. Quelle: wikimedia

Der zweite Maidan

Nach “Kuchmagate”, also dem Mord an einem regierungskritischen Journalisten, kippte die Stimmung in der Ukraine. Der Ärger über Korruption, mafiöse Strukturen und autoritären Regierungsstil trieb viel Unterstützung zu der liberalen, prowestlichen Partei “Unsere Ukraine” unter Viktor Juschtschenko. Vor der Wahl 2004 gingen sämtliche Prognosen von einem Sieg Juschtschenkos aus – doch die Wahlkommission gab Viktor Janukowitsch als Sieger bekannt. Janukowitsch war der Kontinuitätskandidat, welcher von Kuchma unterstützt wurde, und zudem ausgesprochen prorussisch, was ihm die Unterstützung von Wladimir Putin einbrachte, dem Präsidenten Russlands seit dem Jahr 2000. Die Opposition sowie westliche Wahlbeobachter beklagten Manipulation, welche später anhand von Telefongesprächen zwischen Janukowitsch-Mitarbeitern bewiesen wurde. Es half nicht, dass Juschtschenko kurz vor der Wahl unter einer lebensgefährlichen Vergiftung litt, nachdem er sich am Vorabend mit der Führung des ukrainischen Inlandsgeheimdiensts für ein Abendessen getroffen hatte.

Der Unmut brach sich in der “Orangenen Revolution” seine Bahn, benannt nach den Parteifarben von Unsere Ukraine. Über 200.000 Menschen versammelten sich auf dem Kiewer Maidan, um zu protestieren; weitere Hunderttausende im restlichen Land. Das Verfassungsgericht stimmte zu und annullierte die Wahl als betrügerisch. In Anbetracht von heimischem und ausländischem Druck lenkte Kuchma ein und setzte eine zweite Wahl an. Diese gewann Juschtschenko deutlich.

Die Regierungszeit Juschtschenkos sollte ein liberaler Triumph werden, doch stattdessen geriet zu einem komplexen Mix aus Erfolgen und Desastern. Die politischen Verfolgungen und mysteriösen Morde hörten tatsächlich weitestgehend auf; die Zivilgesellschaft und die Presse wurden stärker und pluralistischer denn je. Das Wirtschaftswachstum war ordentlich. Zugleich blieb die Korruption aber ungebrochen hoch und die Regierungsarbeit war dysfunktional: Juschtschenko zerstritt sich mit seiner früheren Verbündeten, Julia Timoschenko, welche inzwischen Premierministerin war. Dazu kamen Fauxpas wie die posthume Ernennung von Stepan Bandera, dem ukrainischen Ultranationalisten bzw. Faschisten während des Zweiten Weltkriegs, zum “Helden der Ukraine”. Juschtschenko verärgerte damit praktisch das gesamte Land mit Ausnahme Galiziens; und Russland, Polen und den Westen gleich obendrein. Als die Zeit für Wahlen 2010 gekommen war, siegte Viktor Janukowitsch ohne jedwede Manipulation zu benötigen.

Euromaidan_ (2010 – heute)

(5 Minuten Lesezeit)

Zusammenstöße zwischen Protestlern und Sicherheitskräften auf dem Maidan am 11. Dezember 2013; in der “harmloseren” Phase der Protestbewegung. Quelle: ВО «Свобода», wikimedia

Janukowitsch ist zurück

Janukowitsch stellte den Staat wieder im Stile Kuchmas um. Er ließ die Verfassung umschreiben, um sich vis-a-vis mehr Macht gegenüber dem Parlament zu verschaffen, verbandelte sich eng mit den Oligarchen, verhaftete politische Gegner und stahl mindestens 70 Milliarden USD aus dem Land, indem er sie auf ausländische Konten verfrachtete. Janukowitschs gigantische Residenz nahe Kiew beinhaltete das offenbar größte Holzhaus der Welt und einen vollwertigen Zoo (heute ist es ein öffentlicher Park samt Museum). Zum Verhängnis geriet ihm allerdings die Außenpolitik, denn sie berührte die Frage nach der ukrainischen Identität.

Seit ihrer Unabhängigkeit hatte sich die Ukraine stärker gen Westen als gen Osten orientiert. Das Selbstverständnis als Teil eines kulturellen und politischen Europas war gerade in der ukrainischen Nationalbewegung en vogue, schließlich suchten die Vordenker nach einer Abgrenzung zu Zarenreich und Sowjetunion (und auch die galizischen Ukrainer fanden in ihrem Konflikt mit Polen wenig Anreiz, sich nach Osten zu orientieren). Mit der Unabhängigkeit schlug sich das wieder seine Bahn. Das Budapester Memorandum 1994 war der erste große Vertrag mit westlichen Staaten und die USA machten die Ukraine, quasi als Belohnung für die Aufgabe ihrer Atomwaffen, zum drittgrößten Profiteur von Hilfsgeldern hinter Israel und Ägypten. Zeitgleich unterzeichnete Kiew mit der EU ein Kooperationsabkommen, das erste überhaupt mit einem Ex-Sowjetstaat, und schloss sich einem NATO-Programm namens “Partnership for Peace” an, welches das Verhältnis zwischen NATO und Osteuropa verbessern sollte.

Präsident Juschtschenko war besonders westfreundlich und versuchte gar einen EU-Beitritt zu erreichen, was damals in Anbetracht einer EU-Vergrößerungswelle zumindest vorstellbar schien. Die EU hatte allerdings wenig Interesse an der recht armen und korrupten Ukraine. Unter Janukowitsch stieg zwar der Einfluss Moskaus auf Kiew, doch eigentlich versuchte der opportunistische Politiker einen Balanceakt, in welchem er beide Seiten ausnutzt, aber sich nicht zu stark an eine bindet. Parallel zu exzellenten Beziehungen zu Putin in Russland trieb er also ein EU-Assoziationsabkommen voran. Es war in der Bevölkerung äußerst beliebt, denn es versprach Anschluss an den europäischen Markt, Visaerleichterungen und einen greifbaren Schritt in Richtung Europa. Doch dann kündigte Janukowitsch nur eine Woche vor dem Unterzeichnungstermin an, doch kein Interesse an dem EU-Abkommen zu haben.

Der dritte Maidan

Die offenkundig auf Druck aus Moskau geschehene Kehrtwende schockierte die prowestlichen, tendenziell jüngeren Ukrainer. Für sie war es das Ende eines europäischen Traums. Also versammelten sich am 30. November 2014 rund 1.500 Menschen, vor allem Studenten, auf dem Maidan in Kiew – es sollte der dritte große Maidan werden. Die Regierung, welche aus dem Maidan von 2004 gelernt hatte, wollte die Proteste schnell zerstreuen und schickte die Spezialeinheit Berkut, welche auch für die Terrorbekämpfung zuständig ist, auf die unbewaffneten Protestler los. Der Gewaltausbruch schockierte nun auch den Rest der Gesellschaft: Am Folgetag marschierten 500.000 Menschen auf den Maidan; im ganzen Land sollten über 1 Million protestieren.

Anfangs lief der Protest friedlich und die Forderungen waren lediglich, das EU-Assoziationsabkommen wieder aufzugreifen. Das extrem robuste Vorgehen der Sicherheitskräfte und ein hastig erlassenes “Anti-Protest-Gesetz” eskalierten die Lage allerdings. Die Demonstranten errichteten ein Protestcamp mitsamt Barrikaden und Verteidigungsanlagen und bauten improvisierte Waffen. Ab Februar fanden in Kiew kriegsartige Szenen statt: Berkut feuerte mit scharfer Munition und setzte Scharfschützen ein; regelrechte Schlachten wurden um Straßenzüge und das Protestcamp geführt. Als er verstand, dass der Druck nicht nachließ, floh Janukowitsch am 22. Februar nach Russland. Der “Euromaidan”, in der Ukraine auch “Revolution der Würde” genannt, hatte gesiegt. 108 Protestler und 13 Polizisten waren auf dem Weg dorthin getötet worden.

Gut zu wissen: Alles nur ein US-orchestrierter Putsch? Das Narrativ ist in Russland und in “antiimperialistisch”-US-kritischen Kreisen beliebt, steht allerdings auf einer schwachen Basis. Geleakte Kommentare der US-Diplomatin Victoria Nuland, einer bekannten Interventionistin, zeigen zwar amerikanische Interessen in der Situation (auch gegensätzliche zur EU), doch die Existenz solcher ist weder überraschend noch infam. Ihr medienwirksames Auftreten auf einem Euromaidan-Protest mag diplomatisch ungelenk gewesen sein, doch Sandwichvergabe ist noch keine Intervention.

Andere Argumentschnipsel, welche vor allem seitens des russischen Staatssenders RT in den Tagen nach dem Euromaidan verbreitet wurden, beziehen sich etwa auf amerikanische Hilfsgelder an die Ukraine oder mutmaßliche, nie genauer belegte Aussagen von Protestteilnehmern oder anonymen Diplomaten. Sie boten aber allesamt keine belastbaren Beweise dafür, dass der Euromaidan durch die USA ausgelöst oder gesteuert worden sei (dass sie ihn guthießen, ist schließlich kein Geheimnis). Auffällig ist auch, dass für das “orchestrierter Putsch”-Argument etwas unbeholfen weggedacht werden muss, wie organisch der Protest entstand und wie passend er sich in die jüngere Geschichte der Ukraine einpflegte.

Die russische Invasion

Der Erfolg der Euromaidan-Revolution wurde nicht überall mit Begeisterung aufgenommen. Wladimir Putin hatte lange ein Interesse daran erkennen lassen, die ehemalige Sowjetunion zumindest auf Blockebene, wenn schon nicht in ihren Grenzen wiederherzustellen. Nun drohte der “Verlust” der Ukraine. Nur vier Tage nach der Flucht von Janukowitsch tauchten auf einmal bewaffnete Männer ohne klar markierte Uniformen auf der Krim auf, übernahmen die staatlichen Einrichtungen und umzingelten die völlig überraschten ukrainischen Truppen in ihren Kasernen. Es war eine – offenkundig seit längerer Zeit – geplante Invasion durch Russland, welche Putin anfangs abstritt, doch nach einigen Wochen offen einräumte. Die Krim wurde nach einem vermutlich gefälschten Referendum in Russland annektiert.

Dabei ist es denkbar, dass die russische Invasion tatsächlich populären Rückhalt auf der Krim hatte. Die Halbinsel war stets der russlandfreundlichste Teil der Ukraine und befürwortete am stärksten Gedankenspiele zu einer Vereinigung mit Russland (auch wenn diese nie eine Mehrheit erreichten). Die Euromaidan-Proteste gegen Janukowitsch, welcher auf der Krim klarer Wahlsieger war, dürften separatistische Gedanken weiter bestärkt haben. Entsprechend wurde Russlands plötzliche Invasion von lokalen Milizen unterstützt. Wie viel Unterstützung Moskau genau auf der Krim erfuhr, ist unklar, denn das russische Referendum ist als Informationsquelle wertlos.

Ähnlich lief es im Donbass. In den Regionen Donezk und Luhansk unterstützte Russland prorussische Separatistengruppen, welche sich als Reaktion auf den Euromaidan bildeten und weite Landstriche unter ihre Kontrolle nahmen. Für sie waren die Protestler gegen Janukowitsch wahlweise amerikanische “Marionetten” oder ganz einfach Faschisten, Nazis und Banderistas. Die Separatisten entstanden durchaus organisch, wurden also nicht etwa vollständig von Russland eingeschleust, von Moskau aber massiv unterstützt und koordiniert.

Die ukrainische Armee, welche ohnehin nicht sonderlich gut ausgebildet und ausgerüstet war, war völlig überfordert. Hunderttausende Freiwillige schlossen sich ihr an, um die prorussischen Separatisten im Donbass zu bekämpfen. Die Front verschob sich etwas und fror dann mehrere Jahre faktisch ein, während in Kiew Petro Poroschenko zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Auf ihn sollte 2019 Wolodymyr Selenskyj folgen.

Woher die Ukraine stammt_

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Kiew. Quelle: Morton1905, flickr

Viele Antworten

“Woher die Ukraine stammt”, fragte diese ExplainerreiheEs gibt einige zutreffende Antworten: Die Rus, das kosakische Hetmanat, die Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts, die Unabhängigkeitsbestrebungen im frühen und dann erneut im späten 20. Jahrhundert. Selbst Russland und das Habsburgerreich wären valide Antworten, denn sie trugen zur Identitätsfindung der Ukraine bei. Nur sind sie weder identisch zur Ukraine noch deren Ursuppe, wie es etwa Wladimir Putin – als Hobbyhistoriker bekannt – stipuliert. Und wie es viele Beobachter meinen, welche nur das Auseinandergehen von Ukraine und Russland aus der Sowjetära kennen.

Die ukrainische Volksidentität ist jedoch, selbst ohne die Rus zu bemühen, mindestens 600 Jahre alt. Ein erstes Reich, welches sich als Ukraine bezeichnete, existierte bereits vor 350 Jahren. Und ein Verständnis als eigene Nation begann nicht viel später zu erwachsen als in Deutschland oder Italien. Das lange Fehlen eines dediziert ukrainischen Staates war weniger Folge von mangelndem Willen als der politischen Realität zwischen mehreren Großmächten und eines getrennten Volkes.

Zugleich ist die Ukraine durchaus ein ungewöhnliches Konstrukt. Nicht einmal wegen ihrer ethnischen Zusammensetzung, wo rund 75 Prozent der Bevölkerung Ukrainer sind. Doch die verschiedenen Landesteile gingen sehr unterschiedliche Wege, um in dem Staat in seiner heutigen Form zu enden: Einige erlebten Jahrhunderte unter russischer Kontrolle, andere fanden in Polen einen Erzfeind und regelmäßigen Machthaber; wieder andere verbrachten die längste Zeit unter tartarischer Kontrolle, bevor sie rapide kolonialisiert und industrialisiert wurden. Sie alle erlebten unterschiedliche kulturelle, politische und religiöse Einflüsse, welche jetzt in einem Staat zusammenkommen. Die Unterschiede zeigen sich bis heute.

Auch der Russisch-Ukrainische Krieg nimmt eine andere Farbe an, wenn die Geschichte der Ukraine gesamtheitlich betrachtet wird. Er ist nicht so sehr ein schockierender, überraschender “Bruderkrieg”, wie ihn (erneut) eine an der Sowjetunion verankerte Perspektive sehen könnte, sondern passt sich stimmig in die vergangenen Jahrhunderte ein. Schon in der Rus konkurrierten westliche und östliche Fürstentümer miteinander um Einfluss. Das kosakische Hetmanat bekriegte sich mit Russland, um aus einem Vasallenverhältnis auszubrechen. Von 1917 bis 1921 versuchte die Ukraine, ihre Unabhängigkeit gegen die Bolschewiken zu behaupten. Im Zweiten Weltkrieg schlossen sich zahlreiche Ukrainer den Feinden Russlands an. Und auch innerhalb der Sowjetunion sowie unmittelbar nach ihr war das Verhältnis zwischen Ukraine und Russland häufig angespannt, mit dem Holodomor als Höhepunkt.

Das russische Streben nach Dominanz über “Kleinrussland” und das ukrainische Streben nach Vereinigung und Autonomie sind damit eine Konstante in der Geschichte der Region. Der Russisch-Ukrainische Krieg ist die neueste Eskalationsstufe dessen. Neu ist allerdings, dass die Ukraine noch nie dermaßen territorial komplett, staatlich konsolidiert und in ihrer Nationalidentität bestärkt in den militärischen Konflikt mit Russland ging, wie heute. Es ist dieses Mal unwahrscheinlich, dass sie sich gegen ihren Willen zu Kleinrussland machen lassen wird. 

Weiterlesen: 

Woher die Ukraine stammt, Teil 1
Woher die Ukraine stammt, Teil 2

Unser großer, dreiteiliger Geschichtsexplainer zu Nahost
Israel und Palästina (2023)

Zum Ukrainekrieg
Russland und die Ukraine (2022)
500 Tage Krieg in der Ukraine (Juli 2023)
Ein wichtiger Moment im Ukrainekrieg (2024)
Der Ukrainekrieg geht ins dritte Jahr (2024)
Wagner: Russland: Die Geister, die du riefst (2023)
ATACMS, HIMARS und Co.: Die Waffen des Ukrainekriegs (2023)

Meinungsexplainer zum Ukrainekrieg
Dieser Krieg wird noch lange dauern – und der Westen muss bereit sein (2022)
Putins Russland verabschiedet sich aus der Zivilisation (2022)

Zu Russland
Das System Russland (2021)
Russlands Pfad, Teil 1: Memorial (2023)
Russlands Pfad, Teil 2: Die vertane Chance (2023)
Russlands Pfad, Teil 3: Dunkelheit (2024)
Der lange Arm des Autoritarismus (2024)

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